Vom 29.06. bis 02.07.2023 machten sich Mitglieder aller vier Bujinkan München Dōjō auf den Weg nach Hessen, um in der malerischen Umgebung von Burg Schwarzenfels ein Wochenende lang intensiv zu trainieren. Teilnehmer aus ganz Deutschland und der Schweiz kamen zusammen, um sich in den Grundlagen des Bujinkan und verschiedenen Aspekten des Schwertkampfes zu üben.
Eine Burgruine, hoch gelegen zwischen Bäumen, südlich von Fulda. Zu diesem Ort machten wir uns am Ende Juni auf den Weg, um drei Tage lang zusammen zu trainieren. Über sechzig Teilnehmer/innen aus verschiedenen Dōjō, kamen zu diesem Anlass zusammen. Bereits im letzten Jahr hatte sich die Burg Schwarzenfels als Location einen Namen gemacht, und auch unserer Gruppe war die Burg nicht fremd.
Im Fokus stand dieses Jahr der Umgang mit dem Schwert. Und damit ging es dann am Freitag auch gleich los. Zu Beginn wurden Grundlagen wie die gängigsten Schnitte und Kamae (Grundstellung) vermittelt, aber auch vermeintlich einfach Dinge wie das richtige binden des Schwertgürtels. Nachdem die Grundlagen in kleineren Gruppen geübt wurden die Einzelelemente im sogenannten „Nagare“-Drill zusammengeführt. Dabei kommt es vor allem auf fließende und gewissenhafte Bewegungen an – von Kamae in Kamae, lautet die Devise.
Am späten Nachmittag wartete dann ein Highlight des Seminares auf uns: Das Anziehen einer japanischen Rüstung – der Yoroi. Selbst unter den erfahrenen Trainierenden gab es Personen, die zum ersten Mal die Möglichkeiten und Einschränkungen der mehrteiligen Rüstung am eigenen Leib spüren durften. Immer routinierter wurden die Bewegungen der Helfer/innen, die ihre Trainingspartner/innen möglichst rasch aus- und ankleideten, um jede:m die Chance zu geben, in eine Yoroi zu schlüpfen. Vielen Dank an dieser Stelle an alle Dōjō, die ihre Rüstungen zur Verfügung gestellt haben. Zum Abschluss dieses ereignisreichen Tages traf man sich zum Sonnenuntergang am Lagerfeuer zum Kennenlernen und Entspannen.
Am Samstag füllte sich die Wiese schnell wieder mit in Gi (unsere Trainingskleidung) gekleideten Gestalten; der neue Trainingstag begann mit Aufwärmen und einer Wiederholung des gestern gelernten. „Trinken nicht vergessen“, war neben technischen Details ein häufiger Ratschlag – wie schon am Freitag meinte die Sonne es gut mit uns.
Für die nächste Einheit teilten wir uns in drei Gruppen auf. In Kurzseminaren wurde ein bestimmter Aspekt der Schwertgrundlagen näher beleuchtetet, jeweils unter der Anleitung von zwei Danträger/innen – wie verschiedene Schnitte, Tsuki (Stich) oder Blocken. Im anschließenden Training mit Partner/in sollte das eben Geübte angewandt werden, Technik, Distanz und Timing zusammenfließen, um dann den rechten Moment zu finden und entschieden zu handeln. Mit den am Nachmittag angenehmeren Temperaturen gingen wir zu Grundlagen-Workshops über: Eine gute Gelegenheit für alle, um an Techniken zu arbeiten, und dabei geschulten Augen an der eigenen Seite zu wissen.
Für einige hatte dieser Abschnitt eine besondere Bedeutung, denn nach einer kurzen Kaffeepause kamen wir zum vielleicht spannungsvollsten Teil des Tages. Die Prüfungen begannen. Mehrere Schüler/innen aus unterschiedlichen Graduierungsstufen waren dafür angemeldet. Zu zweit oder zu dritt wurden sie geprüft und gefordert, während die übrigen Teilnehmer/innen des Seminars sich im Halbkreis um die Trainingsfläche niedergelassen hatten und dem Geschehen folgten. Die Zeit verstrich, die Prüflinge wechselten nach und nach, und vom Himmel fing es langsam zu Regnen an.
Das geplante Grillen im Freien fiel dann aufgrund des Wetters leider aus und das Beisammensein wurde stattdessen nach drinnen verlagert, das tat der Laune allerdings keinen Abbruch. Es war ein besonderer Abend, denn nicht nur die gelungenen Seminartage sollten gefeiert werden, sondern auch die neuen Graduierungen, die im Beisein aller Teilnehmer/innen vergeben wurden. Nach dem offiziellen Teil war der Tag noch nicht zu Ende. Wir fanden uns in entspannter Runde bei den übrigen Getränken wieder, redeten über Bujinkan, aber auch über alles Mögliche andere, und ließen den Tag ausklingen.
Trotz einer gewissen Erschöpfung ging es am Sonntag noch einmal mit dem Training weiter. Nachdem die Gruppenfotos erfolgreich im Kasten waren – was doch länger dauerte als die meisten geahnt hatten – widmeten wir uns ein letztes Mal für dieses Wochenende den Schwerttechniken. Heute mit dem Fokus auf Anwendung des Gelernten, wenn man eben nicht weiß, was genau passieren wird. Kurz nach Mittag wurde dann gepackt und die Abreise vorbereitet.
Der Abschied war herzlich. Mit neuen Erkenntnissen und wertvollen Erinnerungen verließen wir am Nachmittag die Burg; und damit die eigene kleine Welt dort. Neben der Burgruine als Kulisse war es vor allem die gemeinschaftliche Atmosphäre, die dieses Wochenende besonders machte. Ein Großteil der Teilnehmer/innen wohnte in der Jugendherberge, die zur Burg Schwarzenfels gehört, und wir versorgten die Gemeinschaft selbst mit Essen aus der Küche, die wir nutzen durften. Durch die gegenseitige Hilfe und dadurch, dass jede:r seinen Teil beisteuerte, konnte der Ablauf glücken und die Tage voll ausgenutzt werden. Es war eine große Bereicherung mit den vielen anderen Dojos auf der Burg zu wohnen, vom gegenseitigen Austausch zu profitieren und gemeinsame Trainingserfahrungen zu sammeln.
Ich möchte allen danken, die dieses unvergessliche Seminar möglich gemacht haben.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen mit alten und neuen Freunden in 2024…
Selma
Bujinkan Ookami Dōjō München