Bujinkan München | 武神館 ミュンヘン

Konzept

Eine Besonderheit des Bujinkan besteht in der Freiheit, die Großmeister Dr. Masaaki Hatsumi jedem Lehrer unserer Kampfkunst gewährt. Diese Freiheit führt dazu, dass Trainingsinhalte und -schwerpunkte von Dōjō zu Dōjō variieren können. Daher trifft man in den verschiedenen Bujinkan Dōjō nicht zwangsläufig auf die gleichen Herangehensweisen, wie dies in anderen Kampfkünsten oder Kampfsportarten oftmals der Fall ist.

Im Folgenden wollen wir deshalb unseren Trainingsansatz erläutern, ohne dabei eine Wertung über andere Auffassungen geben zu wollen.

Was ist „Bujinkan“?

Wir betrachten das Bujinkan als eine Zusammenfassung verschiedener Elemente aus insgesamt neun Ryūha (Kampfkunststilen), die Hatsumi Sōke von seinem Lehrer Toshitsugu Takamatsu übertragen bekam. Diese neun Ryūha, bestehend aus sechs Samurai- und drei Ninjutsu-Schulen, bilden das Fundament unserer Kampfkunst.

Um das Bujinkan wirklich zu verstehen, ist es unerlässlich, sich mit den einzelnen Schulen und ihren charakteristischen Eigenschaften auseinanderzusetzen. Jede Ryū stellt eine in sich geschlossene und komplette Kampfkunst dar, was die Komplexität und Vielfalt des Bujinkan verdeutlicht.

Schritt für Schritt

Das Erlernen einer Kampfkunst ist ein Prozeß, der nicht nur auf dem Ausbilden technischer Fähigkeiten beruht, sondern auch von persönlicher und charakterlicher Entwicklung begleitet wird.

Nachfolgend möchten wir in aller Kürze unsere Herangehensweise an diesen Lernprozess beschreiben. Hierbei ist vorab anzumerken, dass die Inhalte der angesprochenen “Schritte” oft nicht in voneinander getrennten Trainingseinheiten vermittelt werden. Vielmehr handelt es sich um individuelle Aufgabenstellungen, auf die sich der Schüler je nach Kenntnisstand konzentrieren soll.

Erster Schritt: Grundlagen

In unserem Training legen wir großen Wert auf eine korrekte Schulung der Grundlagen. Zu Beginn steht daher primär das Training grundlegender Fähigkeiten im Vordergrund. Das Erlernen von Stellungen, Schlägen, Blocks und Hebeltechniken sowie das Verstehen von Elementen wie Distanzgefühl oder richtigem Ausweichen sind zentral – sowohl im unbewaffneten Kampf als auch im Umgang mit verschiedenen Waffenarten des Bujinkan.

Alle Grundlagen werden in großen Stellungen und weiten Bewegungen geübt, um einerseits dabei den Körper zu kräftigen und die Bewegungsfähigkeit zu schulen, welche im späteren “Randori” (Freikampf) und in der Selbstverteidigung eine große Rolle spielt. Dabei ist es uns wichtig, dass der Schüler insbesondere zu Beginn des Trainings ausreichend Zeit hat, die Grundlagen korrekt und angstfrei üben zu können. Während der Partnerübungen verhält sich der Angreifer in dieser Lernphase deshalb noch sehr kooperativ.

Eine klare und nachvollziehbare Trainingsstruktur ist in diesem Abschnitt besonders wichtig. Unser Schülerhandbuch bietet hierfür Hilfestellung und Orientierung, indem es Techniken, Erläuterungen zu weiterführenden Elementen und Hintergrundinformationen beinhaltet.

Zweiter Schritt: Training in den einzelnen Schulen

Nach einer soliden Grundlage rückt das Training der neun Ryūha in den Vordergrund. Das Üben der Techniken, Abläufe und Prinzipien der Schulen ist eine lebenslange Aufgabe. Nach dem Erlernen der mechanischen Abläufe wird den Techniken „Leben eingehaucht“, um ihre dynamische Anpassung und Anwendung in verschiedenen Kombinationen und mit unterschiedlichen Zielsetzungen zu verstehen. So erarbeiten sich die Schüler Wissen und Verständnis für die technischen und taktischen Charakteristika der jeweiligen Ryūha.

Alle Formen und Abläufe werden mit deutlich mehr Intention geübt als im relativ statischen Grundlagentraining.

Dritter Schritt: freies Arbeiten und Anwenden

Nach ausreichendem Üben der Inhalte verschiedener Schulen lernt der Schüler, diese frei anzuwenden. In diesem Stadium geht es um die reale Anwendbarkeit in einem echten Kampf. Da die Dynamik und Umstände eines realen Kampfes nicht vorhersehbar sind, steht nicht die Technik, sondern die zugrundeliegenden Prinzipien und Fähigkeiten im Vordergrund. In einer realen Auseinandersetzung kann kaum eine Grundtechnik so angewendet werden, wie sie ursprünglich gelernt wurde.

Der Schüler muss „zu sich“ finden, seine individuellen Stärken und Talente nutzen und sich seiner Schwächen bewußt werden. Dieser Prozeß, der bereits zu Beginn des Trainings startet, erhält auf dieser Stufe eine neue Qualität.

“Einer geht noch”: Szenario Training

In diesem Training wenden wir die Prinzipien des Bujinkan in speziellen Szenarien an. Hierbei können wir auf Erfahrungswerte von Mitgliedern der Polizei und des Sicherheitsgewerbes zurückgreifen, sodass das Training so realitätsbezogen wie möglich ist. Im Rahmen dieses Trainings trainieren wir auch mit Vertretern reiner Selbstverteidigungssysteme und “testen” so unsere Fähigkeiten in diesem Bereich.

Fazit

Unser Trainingsprozeß läßt sich wie folgt zusammenfassen:

1. Lerne die Technik
2. Verstehe die Technik
3. Lass die Technik los und wende das Prinzip an

Individuelle Zielsetzung und der Faktor “Zeit”

Das Training im Bujinkan ist eine langfristige Herausforderung. Eine häufig gestellte Frage lautet:

„Wie lange dauert es, bis ich etwas kann?“

Hieraus gibt es keine einfache Antwort, da das Studium einer alten japanischen Kampfkunst eine Lebensaufgabe ist und über das Erlernen einer bestimmten Anzahl von Techniken oder Prinzipien hinausgeht. Das Bujinkan ist darauf ausgelegt, bis ins hohe Alter ausgeübt und im Notfall angewendet zu werden.

Auch wird das Training im Bujinkan nicht nur einer Zielsetzung gerecht, sondern ist so individuell wie seine Ausübenden. Die Motive können vielfältig sein, von Selbstverteidigung bis hin zum Interesse an japanischer Philosophie. Der entscheidende Faktor ist der Mensch selbst – seine Voraussetzungen, seine Lernbereitschaft und wie kontinuierlich und ernsthaft er oder sie trainieren kann.

Mit Sicherheit aber kann das Bujinkan nicht als “Instantmethode mit Erfolgsgarantie” gesehen werden.

Selbst bei idealen Voraussetzungen braucht es Jahre um einen bestimmten Reifegrad in den Kampfkünsten zu erreichen und man kann die ersten Trainingsjahre bis zum Erreichen des 1.Dan (in der vor allem das Training der Grundlagen im Vordergrund steht) eventuell mit einer Handwerkslehre vergleichen: bei einer durchschnittlichen Arbeitszeit von 40 Stunden pro Woche und 45 Arbeitswochen pro Jahr, verbringt ein Auszubildender ca. 5400 Stunden mit dem Aneignen der Grundlagen seines Handwerks. Bei etwa 9 Trainingsstunden pro Woche würde man in diesem Vergleich den “Bujinkan Gesellenbrief” etwa nach 15 Jahren Training bekommen und würde erst dann ins “Berufsleben” entlassen – mehr oder weniger als “Anfänger”.

Selbstverständlich ist obiger Vergleich überzogen, zeigt jedoch, daß jeder Lernprozeß im Leben:

1. Zeit braucht und
2. zunächst mit dem Erlernen von Grundlagen beginnt.

Gemeinschaft

Die meisten Menschen trainieren in ihrer Freizeit, welche in unserer heutigen Zeit bei aller Hektik und Termindruck oft knapp bemessen ist. Man könnte vielleicht sagen, dass “Freizeit” eines der wertvolleren “Güter” unseres Lebens ist und dass wir in dieser Zeit Spaß haben möchten und sie mit angenehmen Leuten verbringen wollen.

Und genau darauf legen wir den größten Wert!

Da wir kein kommerzielles Dōjō sind und niemand mit dem Trainingsbetrieb seinen Lebensunterhalt verdienen muss, können wir es uns leisten bei der Aufnahme neuer Mitglieder keine “Kompromisse” einzugehen. Um an dieser Stelle Missverständnissen vorzubeugen: jeder und jede ist uns herzlich willkommen, allerdings finden sich in unserer Dōjōgemeinschaft keine “fragwürdigen” Charaktere.

Der Zusammenhalt und die Offenheit der Mitglieder, das gemeinsame Besuchen und Ausrichten von Lehrgängen mit nationalen und internationalen Lehrern und die wirklich gute Trainingsatmosphäre sind zentrale Bestandteile unserer Gemeinschaft und zeichnen uns aus.

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